Strange days have found us

1. Juli 2019

 

"I wish I had a tiny island

Floating in the sea

Palm trees don't get in the way

It's a tropical ease

And everywhere

That I keep my silence

No sound returns to me

Just endless waves

At the end of our days

The sighing of the seas

The very last time

That you saw me off

I thought that it was understood

That I'd be gone for a long time

I might be gone for good

And all that time

I thought you would never fall

It did not dawn across my mind

The time that you lost it all

But yesterday's gone

I don't know where I come from

Don't know where I'm going"

(Leo Kottke)

Regenwald und Pampas

8. Juli 2019

 

Endlich wieder Winterferien! Dieses Jahr ging es in den Beni, den nördlichen Teil Boliviens, genauer gesagt nach Rurrenabaque. Eine völlig andere Welt als in den Großstädten erwartete die Seemänner hier: Ungeteerte Straßen, schwülheiße Luft und mit dem Nationalpark Madidi eines der größten Naturreservate Boliviens.

Alleine schon der Flug in diese abgelegene Gegend des Landes war ein Abenteuer für sich: Los ging’s von Cocha nach La Paz und von dort aus mit einem Learjet-ähnlichen Geschoss von 4.100 auf 274 Meter über Normalnull. Per Flughafenbus aus dem letzten Jahrhundert dann weiter zur Abfertigungshalle, wo das Gepäck noch von Hand verteilt wurde. Angekommen in der gemütlichen cabaña des Ressorts Isla de los Tucanes sprangen Leonie und Luka sofort in den Pool.

Gleich am nächsten Morgen ging es dann in die pampas: Drei Stunden im Taxi raus in die Wildnis, jedoch nicht in den Regenwald, sondern in die andere Richtung. Angekommen am Rio Yucama ging es weiter auf einer schmalen lancha zum Camp mitten in der Wildnis, wo eine nicht weniger komfortable Unterkunft als in Rurre auf die Seemänner wartete.

Die kommenden Tage waren geprägt von ausgiebigen Touren auf dem Fluss, wo Kaimane, Schildkröten, seltsame Vögel mit Irokesenschnitt, Flussdelfine, Wasserschweine und Gelbaffen das Ufer säumten.

Vor allen Dingen Letztere hatten es den Kindern angetan: Einmal von unserem Führer Roberto gespottet, hielt er mit dem Boot direkt auf die Stelle am Ufer zu, wo sie in den Bäumen saßen. Mit ein paar Bananen angelockt enterten die possierlichen Kerlchen unseren Kahn und ködelten vor Aufregung alles voll. Vielleicht lag das aber auch einfach nur an den Bananen ...

Ein weiteres Highlight war ein Ausflug zu Fuß in die mit mannshohem Gras bewachsene Steppe, auf der Suche nach einer Anakonda. Die fanden wir zwar nicht, auch wenn Roberto ausgiebig nach einer suchte. Dafür raschelte es im Gebüsch, als er sich gerade gefühlt zehn Meilen von uns entfernt hatte, und ein langes schwarzes Ding glitt durchs Steppengras. Es war eine Kobra – zum Glück eine „falsche“, also ungiftig, wie uns Roberto später erklärte. Doch die Begegnung sorgte trotzdem für reichlich Gänsehaut.

Am nächsten Tag ging es hoch zu Ross weiter, wobei Miriam wie durch ein Wunder ihre Pferdeallergie überwand und sich zu einer erstaunlich wendigen Reiterin mauserte. Leonie und Luka hatten durch ihre Reitstunden im Wendland natürlich Heimvorteil. Und nachdem Daniel das Pferd gewechselt hatte, weil das erste nicht so recht wollte, stand einem Ausritt in die Weiten des bolivianischen Tieflandes nichts mehr im Wege.

Zum Schluss fuhren die vier mit Roberto auf den Fluss zum Piranha-Angeln. Ziemlich erfolgreich – nur Daniel ging leer aus, so viel leckeres Hähnchen-Filet er auch auf seinen Angelhaken steckte. Die Piranhas schienen immer einen Bissen schneller zu sein ...

Zurück nach vier Tagen im Ressort in Rurre entschieden sich die Seemänner spontan zu einem Bootstrip in den Regenwald, der nicht minder spektakulär ausfiel. Eine Wanderung zum Papageienfelsen, für den ein weiterer Piranha-Fluss durchwatet werden musste, ein Besuch auf einer Zuckerrohr-Farm und schlussendlich eine Abenteuer-Kletterpartie durch einen natürliche entstandenen, superschmalen Canyon machten auch diesen Ausflug zu einem unvergesslichen Abenteuer.

Zurück in Cochabamba wurde ziemlich schnell klar, dass dies nicht der letzte Trip zum Madidi gewesen sein sollte. Rurrenabaque Bonita, wir kommen wieder!

On the sunny side

15. Juli 2019

 

„Wenn ich nicht hier bin

Bin ich auf'm Sonnendeck

Oder im Solarium

Oder am Radar

Oder im Aquarium

Und alles was ist

Dauert drei Sekunden

Eine Sekunde für vorher

Eine für nachher

Eine für mittendrin

Da wo der Gletscher kalbt

Wo die Sekunden ins blaue Meer fliegen“

(PeterLicht)

Mexiko und Ecuador im Medaillenregen

22. Juli 2019

 

Das Experiment schien gewagt: Miriam machte sich mit ihrer bolivianischen Delegation einmal mehr auf den Weg nach Mexiko, während Daniel in Ecuador einen Workshop zum Thema „Train the Trainers“ besuchte. Und die Kinder? Die blieben in Cocha, hatte aber trotzdem eine tolle Zeit in der sturmfreien Bude ohne ihre Eltern.

Doch der Reihe nach: Im Rahmen der Dreiecks-Kooperation TriNEXO zwischen Deutschland, Bolivien und Mexiko reiste Miriam in das Land an der Grenze zu den USA, um dort in Cuernavaca den Austausch der drei Länder zum Thema „Wassermanagement“ zu vertiefen. Neben zahlreichen Meetings, TexMex-Gelagen und Mariachi-Abenden blieb dabei auch noch genug Zeit, um in einem nahegelegenen Dorf auf einen Ruinenberg aus der Inka-Zeit zu steigen.

Daniel war währenddessen unterwegs in Ecuador. In der Hauptstadt Quito mit ihrer umwerfenden UNESCO-Weltkulturerbe-Altstadt nahm er an einer Ausbildung der Deutschen Welle Akademie teil, die ihm alle notwendigen Skills in Sachen Journalisten-Training vermittelte. Untergebracht in einem Hotel nahe der legendären Plaza Foch, wo sich Salsa-Clubs und Karaoke-Bars die Klinke in die Hand gaben, endete sein Aufenthalt dort nach einem Seilbahn-Trip auf einem der umliegenden Viertausender, von dem es einen umwerfenden Blick auf die weitläufige Vulkanlandschaft zu erhaschen gab.

Die Kinder blieben zum ersten Mal in Bolivien für eine längere Zeit alleine zu Hause – liebevoll umsorgt von unseren niñeras Paula und Valquiria sowie Großtante Charro, die fast eine Woche lang bei uns schlief. Einen Wermutstropfen gab es dennoch: Weder Miriam noch Daniel konnten dabei sein, als Leonie und Luka eine Silber- bzw. Bronzemedaille für ihre Leistungen im ersten bimestre des Jahres absahnten. Leonie wurde dazu noch als Jahrgangsbeste in Bildende Kunst ausgezeichnet.

If I had a boat ...

29. Juli 2019

 

„And if I had a boat

I'd go out on the ocean

And if I had a pony

I'd ride him on my boat

And we could all together

Go out on the ocean

I said me upon my pony on my boat

 

And if I were like lightning

I wouldn't need no sneakers

Well I'd come and go whenever I would please

And I'd scare 'em by the shade tree

And I'd scare 'em by the light pole

But I would not scare my pony 

On my boat out on the sea“

(Lyle Lovett)

gone away

5. August 2019

 

"Pack away all those things

that we don't really need no more

unsubscribe to film sites

we won't really see no more

tell your mom I miss her

’cause we don't really speak no more

we both say "I love you"

but I guess I really mean it more

though my heart is breaking

i'm still drawing love upon my skin

though my hands are shaking

I feel stronger than I ever did

I gave all my words to you, to you, to you

But what’s a song

without someone to sing it to?"

(Joel Baker)

 

(Sreenshot: Malteman @ müssenallemit-Festival, 31.8.2019 mit Daniel, Heiko und Simon)

Paintball und Besuch aus Frankreich

12. August 2019

 

Bei Kindergeburtstagen denkt man normalerweise an Topfschlagen, Blinde Kuh und Eierlaufen. Nicht so in Bolivien: Hier wird zum 12. Geburtstag einer Freundin von Leonie kurzerhand ein Paintball-Parcourt gebucht, mit Army-Outfit und großen Ballermännern für alle. Leonies Bericht zufolge haben vor allen Dingen die Mädels unter den Geburtstagsgästen am krassesten gepunktet, während sich die Jungs ein ums andere Mal mit Farbklecksen übersät eine Zeitstrafe einfingen. Der Kampf der Geschlechter wird in Bolivien entschieden, so könnte man denken.

Währenddessen schwebten erlauchte Gäste aus Frankreich in Cochabamba ein: Miriams Cousin Daniel mit seiner Frau Marion und den Kindern Aldo und Lucia gaben sich ein Stelldichein, nachdem sie erst vor kurzem von Barcelona zurück in Marions Heimatstadt Lyon zurückgekehrt waren. Nach langer Zeit also mal wieder Menschen, die ebenfalls mit einer Migrationsgeschichte aufwarten können. Dementsprechend intensiv fiel der Austausch aus.

Alles begann am Sonnabend mit einer Überraschungsparty für Daniel, den Mann von Miriams Cousine Yamile, die bekannterweise auch in Cocha leben. Leider kam der Gute zu früh von der Arbeit nach Hause, als die kontraktierten Event-Veranstalter gerade die weiß verhüllten Partymöbel aufstellten. Aber egal, Hauptsache Stimmung. Die sollte sich allerdings nicht wirklich einstellen, vielleicht auch weil der DJ aus dem trockengelegten Pool heraus die Beschallung organisierte und so nicht sehen konnte, was sich auf dem Dancefloor abspielte. „Ich bin durch, lasst mich hier DJ“.

Am nächsten Tag ging es dann in das berühmt-berüchtigte Fünf-Sterne-Deluxe-Ressort REGINA, wo die Kids den ganzen Tag planschten wie verrückt, während Daniel (der deutsche) per Breitbandscanner die Nachricht erhielt, dass einer seiner ältesten und besten Freunde zum dritten Mal Vater wird. Das wurde natürlich aus 11.000 Kilometern Entfernung vom Seemann-Cortez-Coutagne-Saavedra-Klan gebührend gefeiert, mit Pommes rot-weiß und Dosenbier, so wie sich das gehört. 

Abends waren dann die Exil-Franzosen zu Gast bei Freunden: Miriam und Daniel tischten auf, was das deutsche Schlachthaus in Samaipata zu bieten hatte. Plus Käseplatte von französischen und italienischen Expats, die ihre Ware regelmäßig auf dem Markt in Cocha feilbieten. Das kam gut an, auch bei den Kids, und so ging ein angenehm anderes Wochenende mit einem kulinarischen Knall-Feuerwerk zu Ende. Piff-Paff-Puff, weg war der Kurzbesuch.

Golden Goals in Cochabamba

19. August 2019

 

Die Woche begann mit einer kleinen Sensation: Daniel bekam im Supermarkt seiner Wahl in Cochabamba zum ersten Mal eine Mehrweg-Einkaufstasche aus Stoff angeboten. Was in Deutschland schon seit Jahr und Tag gang und gäbe ist, hat sich in Bolivien noch nicht durchgesetzt. Obwohl es auch hier genug Hipster gibt, zu deren Outfit so ein Stoffbüdel eigentlich standardmäßig dazugehört. Aber was nicht ist, kann ja noch werden ...

Am Ende der Woche stand dann Luka im Mittelpunkt: In einem Punktspiel mit seinem Team Potrero wurde er zwar erst in der zweiten Halbzeit eingewechselt, schoss aber im Stile eines Jokers zwei Hammer-Tore für sein Team und trug so zum ersten Sieg nach einer längeren Durststrecke bei. Er hatte das mit Daniel auf der Autofahrt besprochen und hatte sich als klassischer Mittelstürmer seines Teams permanent an der Mittellinie aufgehalten. Nach einem mustergültigen Pass von einem seiner Mitspieler zog er dann einfach mal von der Strafraumgrenze aus ab – und der Ball flog wie ein Strich ins rechte obere Toreck der gegnerischen Mannschaft.

Den zweiten Treffer erzielte er nach einer Ecke, als er einfach seinen Allerwertesten in die Flanke hielt und der Ball von dort hinter die Torlinie prallte. Die anschließende Jubelgeste hatte er sich wohl von seinem großen Vorbild Lionel Messi abgeguckt Aber auch ohne die Showeinlage avancierte er zum Spieler des Tages und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

Last flight to Hamburch City

26. August 2019

 

"Kamener Kreuz links vorbei

im Radio läuft hr3

Frankenhöhe Schnitzelalarm

Superplus und dann

nichts wie rauf nach Hamburg

Jesus liebt dich

Wo am Hafen

die Schiffe und die Fische schlafen

Skianzüge am Hans-Albers-Platz

Frühstückstyrannen

und auch Sorgenbrecher

Du altes Hamburg

unsere Schatzstadt"

(Lassie Singers)

 

Und dann war es plötzlich soweit: Die Koffer gepackt, Leonie und Luka ganz kribbelig vor Aufregung, das Texi hupend vor der Tür und auf ging es nach Deutschland. Zum ersten Mal für die Kids und Miriam nach 1,5 Jahren - Daniel hatte ja während der Zeit in Bolivien schon zwei Mal das Vergnügen gehabt, nach Hamburg zurückzukehren.

Zunächst ging alles glatt, die Reisegruppe kam rechtzeitig in Santa Cruz an, wo der dicke Jumbo darauf wartete, die Seemänner in die Heimat zu befördern. Ein kurzer Zwischenstopp in Madrid sollte nur dazu dienen, von der bolivianischen Airline BoA auf die spanische Iberia umzusteigen – so der Plan.

Doch Pustekuchen: Die Drogenhunde, die beim Besteigen des Flugzeugs bereits das Handgepäck durchschnüffelt hatten, mussten aus irgendeinem Grund noch einmal durch den Flugzeugbauch hecheln. Das hatte zur Folge, dass der Flieger mit gut zwei Stunden Verspätung abhob und die Seemänner nach einer unruhigen Nacht über dem Atlantik in der spanischen Hauptstadt ihren Anschlussflug verpassten.

Da half auch alles Flehen nichts: Es gab schlicht keine Maschine mehr nach Hamburg. Und so bestiegen die vier den Shuttle-Bus in die Innenstadt, die Tapas im nächstgelegenen Restaurant beruhigten die Gemüter und in einem schnell ausfindig gemachten Hotel sanken die vier mehr oder weniger ob des Zeitunterschiedes von immerhin sechs Stunden irgendwann in den Schlaf.

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen und zum Flughafen zurück. Dort ging dieses Mal zum Glück alles glatt und die Seemänner erreichten gegen Mittag Hamburch City, wo das Empfangskomitee die vier schon sehnsüchtig erwartete. Doch es blieb nur kurze Zeit, um sich auszuruhen, denn nachdem sich Leonie flugs zum Übernachten bei ihrer Freundin Leni verabschiedet hatte, folgte schon der erste Programmhöhepunkt: Luka feierte seinen 9. Geburtstag nach – und alle seine Kumpels waren da!

Nun ist es so, dass Luka im Gegensatz zu Leonie noch kein Smartphone besitzt, auf dem es sich Nachrichten über den Ozean hinweg austauschen lässt. Die Jungs hatten sich also eine Ewigkeit nicht gesehen, geschweige denn voneinander gelesen oder gehört. Und entgegen Lukas Sorge, dass sich keiner seiner Freunde an ihn erinnern würde, stand er sofort wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Qué emoción!

So ging es – mit tatkräftiger Unterstützung von Onkel Simon und Patentante Ines – ins Freibad Finkenwerder. Denn noch eine Sache glich einem kleinen Wunder: Der Sommer war nach Hamburg zurückgekehrt, just in dem Moment, als die Seemänner in ihrer Heimatstadt aufschlugen. Nach einer von neun kleinen testosterongeschwängerten Halbstarken dominierten Überfahrt mit der HVV-Fähre war dann alles nur noch geprägt von dicker Hose am und im Schwimmbecken, Geschenke auspacken und Pommes satt.

Abends dann schlief Luka bei Simon und Elsa (inklusive nächtlichem Dom-Besuch), Miriam feierte mit Sarah in deren 40. Geburtstag rein und Daniel erschien als Überraschungsgast beim Teamgrillen des NDR, inklusive nächtlichem Hafenbesuch. Es war also für jede und jeden etwas dabei – auch wenn sich die Schlagzahl schon beachtlich anfühlte.

Am Sonntag war dann Geburtstags-Brunch bei Sarah angesagt, bevor sich die Kids per Opa-Shuttle mit Oma in den Stadtpark aufmachten zum Deine-Freunde-Konzert (Regina hatte noch drei Tickets auf der Gästeliste ergattern können!), Daniel mit Kumpel Heiko zum „Sommer (!) in Altona“-Festival aufbrach, um den Klängen von Blumfeld zu lauschen, und Miriam sich mit Luise und Thomas traf, um sich in der Ex-Mama-Mia-Pizzeria (ehemals bei der Fabrik, jetzt Elbchaussee) den Bauch vollzuschlagen. Oh what a weekend!

Schlemmersommer in Hamburg

2. September 2019

 

„wie sieht's aus in hamburg?

ist das wetter noch intensiv?

sind die bars noch laut wie kriege?

weißt du mit wem du gestern schliefst?

wie sieht's aus in hamburg?

ein neues viertel an einem tag

wer ist pleite, wer ist fertig?

und wer hat es ans ufer geschafft?

und wir bleiben lange wach

da sind 100 die dich lieben

wir zwingen die zukunft zu funktionieren

wie sieht's jetzt in hamburg aus?

halte durch, genieße die sicht,

die du von hier oben hast,

öffne dich nur einen spalt,

verwundere die stadt,

sag alles, was du hast, 

deine geschichte, die auf ein reiskorn passt“

(Tomte)

 

„Wuuuuuuuuuuuuuuhhhhh!“ Der langgezogene, basstiefe Laut eines Ozeandampfers riss die Seemänner aus ihren Träumen und läutete die erste Woche des Heimaturlaubs in Hamburg ein. Man traf sich mit Oma Luise, Opa Thomas und Patentante Ines im „Schweinske“ in Ottensen bei Currywurst und Pommes nach ausgiebigem ersten Schopping-Rausch im Mercado. Dann hieß es auch schon wieder „Abschied nehmen“, denn Leonie und Luka machten sich auf ins Wendland, wo der neue Lebensmittelpunkt der Großeltern kennengelernt werden wollte. Freibad, Cornetto und ganz viel Natur lautete für drei Tage die Devise der vier.

Alldieweil schlenderten Ines und Miriam durch die Gegend, während Daniel sich in Richtung Elbphilharmonie aufmachte, wo schon Regina und Helmut auf der Außenterrasse eines hafennahes Restaurants warteten. Der „Schlemmersommer“ kam im Gewand eines Fünf-Gänge-Menüs daher, der eisgekühlte Grauburgunder floss in Strömen und dann ging es auf, auf in die Höhen der neuesten Hamburger Konzertspielstätte. Eine Darbietung der Extraklasse, Mendelssohn und Berlioz, Dirigent Nagano, die Philharmoniker und ein Dutzend lokaler Chöre. Und zum Abschluss noch eine Flasche Schampus auf dem Balkon in Rissen unter dem Sternenhimmel. Herz, was willst Du mehr!

Am Dienstag kam dann Nina zu Besuch aus Berlin, hatte sich extra einen Tag freigenommen für Miriam. Was für ein Freundschaftsbeweis! Die beiden pilgerten zum Alten Schweden, bevor sie sich in der Strandperle mit Aperol Spritz das Leben versüßten und schlussendlich im sommerlichen Gewitterregen unweit von Wohlers Park in Altona mit Daniel und verschiedenen FreundInnen trafen, die sich mittlerweile in Hamburg häuslich eingerichtet hatten.

Am Mittwoch war dann Babywatching angesagt – bei Hannes und Angie in Klein Flottbek. Neben einem tendenziell immer opulenter werdenden Frühstück stand natürlich Nachwuchs Mira im Mittelpunkt. Dieses emotionale Event wurde am nächsten Tag nur durch den Besuch der Karl-May-Festspiele mit Regina und Helmut übertroffen. Zum ersten Mal sollte es die Abendvorstellung sein, natürlich mit Winnetou und Old Shatterhand, abgerundet von einem fulminanten Feuerwerk über dem Kalkbergfelsen.

Der Freitag begann für Luka mit einem Besuch seiner alten Klasse in der Schule Rothestraße, aus der er nach den ersten Unterrichtsstunden gar nicht mehr wegzukriegen war. Leonie war zum Geburtstag ihrer alten Schulfreundin Luise eingeladen, in einer Kegelbahn in Hamburg-Barmbek. Anschließend dann die fast schon obligatorische Übernachtung mit allen Freundinnen bei Luise zu Hause. Abends trafen sich Miriam und Daniel zum Get-Together am Hafen mit FreundInnen aus vergangenen Zeiten, die innerhalb von Millisekunden wieder zu den vertrauten Menschen wurden, die so viele Jahre an ihrer Seite gestanden hatten.

Den Sonnabend verbrachte Miriam mit ihrer Freundin Biona auf dem Kiez, Luka spielte Fußball mit seinem Kumpel Theo auf den Bolzplätzen Ottensens und Leonie war zum Shoppen mit Tante Elsa verabredet, bevor sie sich zum Übernachten bei ihrer Freundin Marlene verabschiedete. Daniel war währenddessen mit seinem Bruder Simon sowie seinen Freunden Heiko und Malteman ins nahe Stade gereist, um nach einer gefühlten Ewigkeit einmal wieder ein Festival zu besuchen – „Müssen Alle Mit“. Am letzten Augusttag des Jahres bei gefühlten 35 Grad im Schatten konnte zwischen den einzelnen Gigs nur die Sprühwasser-Dusche für Abhilfe sorgen, bevor dann eine Gewitterzelle just über dem Festivalort alle Freudentränen ob des gelungenen Ausflugs in ein einziges fließendes, großes Ganzes auflöste. 

Der Sonntag rundete die erste Woche dann mit Miriams Ausflug zu ihren Eltern ins Wendland und dem Besuch von Daniel, Simon und Luka nebst alten HSV-Gefährten im wahrscheinlich schönsten Stadion der Welt ab. Dort traf Luka auch seinen alten Kita-Erzieher Paul aus der Schokoladenfabrik nach dem Spiel, das 3:0 für den Hamburger Sportverein ausging und somit allenthalben für Gude Laune sorgte. Oh what a week!

Nordseeküste und Niederlande

9. September 2019

 

„Sieh mich nicht an wie einen Fremden

Weil ich anders bin als früher

Nicht ganz so wie erwartet

Oder kann ich was dafür

Geh bei Rot nicht über Ampeln

Und ja ich mache noch Musik

Und ich nehm noch ein Getränk

bis ich die letzte U-Bahn krieg

Es tut so gut dich wiederzusehen

Ein bisschen komisch

in den Arm zu nehmen mein Freund

Ich geb einen aus was willst du trinken

Stell dich zu mir erzähl breit und lang

wie’s dir in der Zwischenzeit ergang

Hier ist genug Platz

für krumme Gedanken“

(Niels Frevert)

 

 

Miriam machte sich Anfang der Woche für drei Tage auf nach Wageningen in den Niederlanden, wo sie in eine Doktoranden-Kommission einberufen worden war. Der Probant Iván, einer ihrer Kollegen aus dem schönen Cochabamba, hatte nach 15 Jahren schlussendlich seine Doktorarbeit fertiggestellt. Nach der (erfolgreich absolvierten) Prüfung holte Rutgerd, Miriams Doktorvater, sie in ihrem Hotel mit dem Fahrrad ab (womit sonst?), um mit ihr durch die Wälder Wageningens zu touren. Am Abend folgte dann die Doktoranden-Feier bei einer Freundin von Iván. Am darauffolgenden Tag ging es schon zurück nach Amsterdam, wo sich Miriam mit ihrer alten Freundin Irene traf und sich die beiden in einem Coffee Shop (wo sonst?) verquatschten.

Währenddessen war Daniel mit den Kindern, Regina und Helmut nach Dunen bei Cuxhaven aufgebrochen. Nostalgie pur, denn dort hatte er schon unzählige Ferien während seiner Kindheit verbracht. Eine Ferienwohnung mit Blick aufs Watt, shoppen bei ALDI, lecker Brötchen vom Fliegenden Bäcker und entsprechende Deluxe-Frühstücke am Morgen, ein Wellenbad mit Reifenrutsche aber ohne Pommes, Wattwürmer-Watching mit Regina und Luka, Pizzeria de la Gloria, Gespräche am Abend mit Regina und Helmut bei Wein und Gebäck sowie eine Fahrt mit dem von zwei Vollblütern gezogenen Wattwagen nach Neuwerk und zurück – nur einige Highlights einer wunderschönen, wenn auch regnerisch-stürmischen Zeit an der Nordseeküste.

Am Donnerstagabend trafen sich Miriam und Daniel beim Italiener „Arturo 1919“ in Ottensen mit Luise und Thomas. Der wurde zwar erst 2011 eröffnet, erfüllte aber ob der Jahreszahl im Namen alle Erwartungen, denn die zubereiteten Gerichte schmeckten „come della nonna“ (frei übersetzt „wie bei Omi“). Miriam kannte natürlich die Bedienung, mit der sie Ewigkeiten zuvor im „Altamira“ gearbeitet hatte – einmal mehr der Beweis, dass Daniel seit mittlerweile 14 Jahren mit der „Queen of Ottensen“ durch die Zeit reist, die einfach Jede und Jeden im Viertel kennt.

Leonie übernachtete währenddessen bei ihrer Sarah und gab sich am darauffolgenden Tag ganz und gar dem Shoppen mit ihrer Patentante hin. Luka zog es vor, wohlbehütet von Regina und Helmut in der Lisztstraße zu schlafen und gemeinsam mit seinen Eltern aufzuwachen, die irgendwann später von besagtem Italiener nach Hause kamen.

Bevor es am Sonnabend mit Leonies 12. Geburtstag noch mal so richtig zur Sache ging, traf sich Miriam am Freitagabend mit CK, die eigens aus Berlin angereist war (noch einmal: was für ein Freundschaftsbeweis!). Daniel hingegen hatte zur „última cerveza“ geladen – und das ganze Dorf war da. St. Pauli hatte sich entsprechend hübsch gemacht und so gab das eine Bier das andere, bis sich die Freunde am Hafen verabschiedeten.

Dann das große Finale: Eine virtuelle Schnitzeljagd zu Leonies Ehren. Zum Glück hatte ihre Freundin Marlene ein deutsches Smartphone dabei, sonst wären Miriam und Daniel wahrscheinlich verloren gewesen (die bolivianischen Handys hatten leider ihren Geist aufgegeben). Die Tour war durchaus anspruchsvoll: Über den „Altonaer Balkon“ zum Fähranleger „Cruise Center Altona“, dann mit dem Schiff zu den „Landungsbrücken“ und weiter zur „Elbphilharmonie“. Dann per U- und S-Bahn zum „Rathaus“, weiter zum „Botanischen Garten“, von dort zum „Feldstraßenbunker“, zu Fuß durch die Schanze und dann mit dem Bus nach Altona zurück. Für Miriam und Daniel eine emotionale Abschiedstournee, für die Kids ein Fest. Der abschließende Eisbecher im Mercado kam für alle gerade zur rechten Zeit.

Dann war Kofferpacken angesagt. Der Klassiker: Die Dinger waren viel zu schwer! Zum Glück wusste Miriam aus langjähriger Globetrotter-Erfahrung, wie es geht: Sie schloss sich mit allen Gepäckstücken eine gefühlte Ewigkeit im Schlafzimmer ein und kam – oh Wunder! – mit für die Reise perfekt gepackten Koffern wieder heraus. Keine Ahnung, wie sie das geschafft hat – das wird wohl für immer ihr Geheimnis bleiben.

Natürlich war der Abschied am folgenden Tag nicht einfach – vor allen Dingen für Leonie und Luka. Doch am Ende reisten wir entspannt nach Madrid und von dort nach Santa Cruz, bevor wir schlussendlich Cochabamba erreichten.

Wo der Wald wie Brandung rauscht

16. September 2019

 

"Er ist noch ein kleiner Junge

Seine Neugier gibt ihm halt

Er trug sein Herz nie auf der Zunge

Das Elternhaus stand vor dem Wald

Eines Tages lief er dahinter

Dorthin, wo die hohen Bäume stehen

Doch sie bekamen ihn in die Finger

Und sofort flossen die Tränen

Am Mittagstisch da schaute sein Vater immer streng

Auf Verstecke, die er sich baute

Bald wurde es allen zu eng

Seine Alten schickten ihn auf so 'n feines Internat

Sollen die ihn doch erziehen

Er war nur zwei Wochen da

Denn er wollte immer dahin

Wo nicht erlaubt war hinzugehen

Und als er gehen sollte, ging er

Ohne sich umzudrehen

Und er baut sich eine Hütte

Dort wo der Wald wie Brandung rauscht

Er stellt sich vor, das Feld wäre das Meer

Und er fährt hinaus

Mit den Jahren wurde es ruhiger

Im Mehrfamilienhaus

Die Tage waren wie Glas

Viel zu einfach zu durchschauen

Bald waren im Netz der Kleinstadt

Alle Wege abgefahren

Und nach 'nem viel zu langen Winter

Regnet es im April so warm

Da lief er raus aus seinem Zimmer

Um kurz am Horizont nachzusehen

Er stand dort wo die Straßen flimmern

Dann hat man ihn nicht mehr gesehen"

(Clueso)

Am Rande des Hurrikans

23. September 2019

 

Miriam verabschiedete sich einmal mehr auf Dienstreise in Richtung Mexiko, dieses Mal an einen Ort, der mehr versprach als nur die reine Arbeit im Rahmen der deutsch-bolivianisch-mexikanischen Dreieckskooperation. Mazatlán – im Norden Mexikos gelegen, gegenüber von Baja California und mit einer Wassertemperatur, die zum Baden einlädt.

Im Mittelpunkt von Miriams Aufenthalt stand die Nationale Mexikanische Wasserkonferenz. Deren Ablauf war allerdings derart tight gestrickt, dass nur wenige Momente blieben, um das Strandleben zu genießen. Sie hatte dennoch eine gute Zeit, nicht nur aufgrund ihrer Prominenz als Delegationsleiterin der bolivianischen Seite, sondern auch aufgrund des Ortes an sich, der sich trotz gelegentlicher Regenschauer eines in einiger Entfernung vorbeiziehenden Hurrikans von seiner besten Seite zeigte.

Während Daniel in Sucre weilte, passte Oma Sarah auf die Kinder auf und wurde so Zeugin eines der größten Momente von Leonies noch junger Schulzeit: Sie wurde als Jahrgangsbeste der AISB mit Diplom und Medaille ausgezeichnet und strahlte über ihren Erfolg wie ein Honigkuchenpferd.

Als Daniel zurückkam nach Cochabamba, ließ er es sich natürlich nicht nehmen, diesen besonderen Moment ausgiebig zu feiern: Nach einem Besuch im Wasserpark gab es Sushi und Pizza, gefolgt von einem gemütlichen XXL-Filmabend.

Dschungelhochzeit 2.0

30. September 2019

 

Es war heiß in Santa Cruz – viel zu heiß für die Jahreszeit. Was für ein dank des Klimawandels mittlerweile durchaus altbekannter Satz. Doch Miriams Cousin Victor Ignacio und seine langjährige Freundin Janine wollten sich das Ja-Wort geben. Und da durften die Seemänner natürlich nicht fehlen. Also rein in den Flieger und ab in die Tiefland-Hauptstadt von Bolivien.

Jedes eben noch frisch angezogene Oberteil verwandelte sich innerhalb von Minuten in eine klebrige Baumwollmasse, während die Ventilatoren sich leise drehten und die von extra herbeigeeilten Friseurinnen elegant hergerichteten Damen-Haarschnitte hoffnungslos durcheinanderwirbelten. Egal.

Auf zur Kirche. Die war dem Klima entsprechend gebaut – außenrum frei sozusagen, denn es fehlten die Begrenzungsmauern, und so konnte der auffrischende Südwind der transpirierenden Hochzeitsgesellschaft angenehme arktische Kühle zupusten. Traktorenradgroße Ventilatoren taten ihr Übriges. Trotzdem kippte irgendwann die Omma um und wurde mit einer Platzwunde ins nächste Krankenhaus gebracht. Was tut frau nicht alles für seine Enkel.

Nach überstandener Ring-Übergabe und den üblichen Porträtfotos ging es dann endlich ab ins Dschungel-Ressort nach Urbari auf der anderen Seite des Rio Piraí. Dort angekommen gaben sich verschiedene Bands die Mikros in die Hand, das Essen war leider kalt und der Schampus edelsüß, aber alle hatten ihren Spaß, vor allem das Brautpaar. Leonie und Luka hingen mit ihren Cousinen ab, Miriam und Daniel performten tight beim Reggaeton auf dem Dancefloor. Irgendwann zu fortgeschrittener Uhrzeit kam die Braut ein Liebeslied auf den Lippen angeschwebt und küsste Victor Ignacio eine Träne ins Knopfloch. Und alle schmolzen davon.

Kochen mit Kolleg*innen

7. Oktober 2019

 

In dieser Woche war Miriam in La Paz und feierte dort den Abschied mit ihrem Projektteam, denn das Vorhaben NEXUS sollte Ende Oktober eingestellt werden. Kein Grund zur Sorge, denn der Anschlussvertrag war längst eingetütet, und so konnte Miriam ganz befreit mit ihren Kolleg*innen aufkochen.

Immer dieser Medaillenregen ...

14. Oktober 2019

 

Das dritte Trimester an der AISB ging zu Ende und sowohl Leonie als auch Luka schafften es aufs Treppchen ihres Jahrgangs. Während Luka sich die Bronzemedaille sicherte, konnte sich Leonie die Goldmedaille sichern. Nach 1,5 Jahren, in denen sich die Kinder gleich zwei Sprachen auf einmal aneignen mussten (Spanisch ohne jegliche Vorkenntnisse, Englisch mit nur rudimentärer Vorbereitung in Deutschland) waren wir Eltern bei diesen Ergebnissen einfach nur stolz auf die beiden.

Am Wochenende feierte Luka dann den Geburtstag von Amaru, einem seiner besten Freunde. Dessen Vater Steffen hatte gleich einen ganzen Fußballplatz angemietet und so konnten die Jungs genau das tun, was sie am Liebsten machten: Buffen bis der Arzt kommt ...

Quasi im Anschluss war das alles entscheidende Punktspiel von Lukas und Amarus Fußballmannschaft El Potrero angesagt, um die Tabellenspitze zu stürmen. Natürlich wurde gewonnen, wie es sich für einen Champion gehört. Und die Scouts der bolivianischen Nationalmannschaft standen Spalier.

Daniel musste sich anschließend leider blitzschnell aus dem Staub machen: Er war als Ehrengast zum Abschluss-Workshop der Lokaljournalisten einer kleinen Gemeinde namens Taomina in der Nähe von Sucre eingeladen worden. Was er nicht wusste: Die companer@s vor Ort hatten ihm zu Ehren nicht nur ein Festival bolivianischer Folklore organisiert. Der Brauch wollte es, dass die feierliche Überreichung der Abschlusszertifikate in ein Fest mündete, mit Musik, Tanz und ganz viel chicha, dem bolivianischen Nationalgetränk. Dafür wird frisch geernteter Mais fermentiert - traditionell mit dem Speichel der oder des Dorfältesten. Dabei werden die Körner mehrere Stunden im Mundraum hin- und hergeschoben, bevor sie in eine Tonne gespuckt werden, wo die Dinger dann langsam gären. Kann man mögen, muss man nicht ...

In Daniels Fall gab es keine zwei Meinungen: Er bekam nicht nur eine der Dorfschönheiten an die Seite gestellt, um mit ihr durch den Nachmittag zu schwoofen. Darüber hinaus hatte er schwuppsdiwupps rechts und links jeweils einen Eimer mit frisch geschöpfter chicha in den Händen, die er sowohl selbst verkosten als auch verteilen durfte. Zu guter Letzt wurde dem seltenen Gast das größte Geschenk überreicht, das die Andenwelt für derartige Anlässe vorsieht: eine pukara. Dabei handelt es sich um eine wahre Fülle von an einem Holzrahmen befestigten Köstlichkeiten, die die Teilnehmer*innen des Workshops aus ihren jeweiligen Dörfern mitgebracht hatten. Soweit, so gut. Doch der Brauch will es, dass der so Beschenkte im darauffolgenden Jahr die ihm dargebrachte pukara erwiedert - natürlich mit doppelt soviel Zeuch wie beim Original. "Na denn man tau!", dachte sich Daniel.

Wahlen, die alles veränderten

21. Oktober 2019

 

Die politische Situation nach den Präsidentschaftswahlen am 20. Oktober stellte sich als sehr unübersichtlich dar. Am Wahlabend sah noch alles nach einer Stichwahl zwischen dem amtierenden Präsidenten Evo Morales und dem Kandidaten der Opposition mit den zweitmeisten Stimmen, Ex-Präsident Carlos Mesa, aus. Doch dann wurde die Auszählung der Stimmen unerwartet gestoppt. Als der Prozess 24 Stunden später fortgeführt wurde, verfügte Morales plötzlich über eine hauchdünne Mehrheit, die einen zweiten Wahldurchgang obsolet machte. 

Nachdem es schon während der Wahl Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gegeben hatte, schürte die Pause bei der Stimmenauszählung weitere Gerüchte, bei dieser sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen. Als dies auch von einer Beobachtermissionen der Organisation Amerikanischer Staaten bestätigt wurde, rief die Opposition ihre Anhänger zu Protesten auf. Bei diesen kam es in den acht größten Städten des Landes zu teilweise gewalttätigen Ausschreitungen, bei denen Gebäude der Wahlbehörde oder Wahlbüros der Regierungspartei MAS angezündet wurden. Es kam zu Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei, die Provinz Santa Cruz rief zum Generalstreik auf.

Abgeschottet

28. Oktober 2019

 

Der Ausnahmezustand griff auch auf die drei Regionen Chuquisaca, Potosí und Tarija über, in denen Daniel tätig war. Dementsprechend lag die Entscheidung nahe, das Familienhaus in Cochabamba vorerst nicht mehr zu verlassen und von zu Hause aus zu arbeiten. Dies betraf natürlich auch Miriam und die Kinder, deren Schule geschlossen und auf home schooling umgestellt hatte, sodass die Seemänner unfreiwillig zu Hause aufeinanderhockten.

Das öffentliche Leben stand überall im Land weitgehend still: Es kam zu Panikkäufen an Tankstellen und in Supermärkten, vielerorts war Bargeld nur noch eingeschränkt zu erhalten. Neben den Schulen waren auch die Universitäten geschlossen und die Proteste nahmen in ihrer Intensität eher zu, als dass sich eine friedliche Konfliktlösung abzeichnete.

Nachdem nunmehr alle Stimmen der Wahlen ausgezählt waren und der notwendige Vorsprung von zehn Prozent des Amtsinhabers für eine erneute Präsidentschaft offiziell bestätigt wurde, haftete der Wahl neben den vermuteten Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenauszählung ein weiterer Makel an, der nur schwer zu beseitigen sein konnte.

Denn viele Bolivianer vertrauten ihrem Präsidenten ohnehin nicht mehr, weil schon dessen Kandidatur höchst umstritten war: Da die bolivianische Verfassung nicht mehr als zwei aufeinanderfolgende Amtszeiten zulässt, hatte Morales seine Landsleute Anfang 2016 zu einem Referendum aufgerufen, um diese Begrenzung aus der Verfassung zu streichen. Doch die Bolivianer verweigerten ihm die dafür notwendige Verfassungsänderung. Dennoch hatte sich Morales erneut zur Wahl gestellt, entgegen seinem Versprechen, den Willen des Volkes zu respektieren. Der Hintergrund: Das bolivianische Verfassungsgericht hatte ihm eine erneute Kandidatur zugebilligt mit der Begründung, es handele sich dabei um ein „Menschenrecht“.

Halloween und andere Geister

4. November 2019

 

Es war Halloween - und wie so viele andere Rituale aus dem amerikanischen Norden wurde auch dieses von den meisten Bolivianer*innen anstandslos übernommen. Leonie und Luka sahen auf jeden Fall furchterregend aus - und hatten ihren Spaß bei der ganzen Sache.

Natürlich fiel unter diesen Umständen auch Leonies Abschlussfeier ins Wasser. Auch die zweifelhafte Ehre, von Donald Trump höchstpersönlich ein Stipendium als Jahrgangsbeste verliehen zu bekommen, konnte ihre Enttäuschung darüber nicht ausgleichen.

Miriam machte sich währenddessen auf nach La Paz - trotz Reiseverbot. Warum der ganze Aufwand? Sie hatte sich dort schon seit Langem mit ihrer alten Freundin Irene verabredet. Und wer die beiden kennt, weiß, dass sie auch unter den widrigsten Umständen nicht lange zögern, um sich nach langer Zeit einmal wiederzusehen. Der Plan war, in den Subtropen nahe der Hauptstadt am Pool mit frisch gepresstem Orangensaft (und Campari) zu chillen. Dafür nahmen sie trotz Straßenprotesten den Bus nach Coroico - in einer Stunde von 3.700 auf 1.700 Metern über NN. Was für ein Abenteuer-Duo ...

Sag beim Abschied leise Servus

11. November 2019

 

"There must be some way out of here

Said the joker to the thief

There’s too much confusion

I can’t get no relief

Businessmen they drink my wine

Plowmen dig my earth

None of them along the line

Know what any of it is worth

No reason to get excited

The thief he kindly spoke

There are many here among us

Who feel that life is but a joke

But you and I we’ve been through that

And this is not our fate

So let us not talk falsely now

The hour is getting late"

(Bob Dylan)

 

Die Oppositionsparteien sowie die mit diesen verbündeten comités civicos (eine Art Bürgervertretung) riefen die Bevölkerung zu weiteren Protesten auf, die die gesamte Woche andauerten. Zivilgesellschaftliche Organisationen und Gewerkschaften, die sich mit der Regierung solidarisieren, organisierten ihrerseits Demonstrationen. Auch wenn beide Seiten ihre Anhänger zu gewaltfreiem Protest anhielten, gab es bei den Konfrontationen zahlreiche Tote und Verletzte zu beklagen.

Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) veröffentlichte ihren vorläufigen Bericht zum Wahlprozess in Bolivien, in dem mehrere Unregelmäßigkeiten festgestellt werden. Das Generalsekretariat der OAS sprach sich anschließend dafür aus, den Wahlprozess neu zu beginnen. Kurz darauf kündigte auch Präsident Evo Morales Neuwahlen an. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.

Am Sonntagabend kündigte er unter dem Druck eines Teils der bolivianischen Bevölkerung seinen Rücktritt nach fast 14 Jahren an der Macht an – „zum Wohl des Landes“, wie Morales sagte. Mehrere Mitglieder seiner Regierung traten ebenfalls zurück und folgten ihm ins mexikanische Asyl. „Das Leben endet hier nicht, der Kampf geht weiter“, sagte er am Ende seiner Rede.

Überall im Land, auch in Cochabamba, kam es daraufhin zu ausgelassenen Siegesfeiern. Leonie und Luka waren zu dem Zeitpunkt just bei Freunden und so entschieden sich Miriam und Daniel, spontan ins Zentrum zu fahren, um die Lage vor Ort zu begutachten. Die folgenden Bilder sprechen ganz für sich ...

Ein bisschen Frieden

18. November 2019

 

Die Situation in Cochabamba und in Bolivien allgemein eskalierte leider auch nach dem Rücktritt von Evo Morales immer mehr. Home Office, Schulen geschlossen (immerhin hatte die AISB virtuellen Unterricht organisiert), gesperrte Straßen - daran änderte sich nichts.

Daraufhin entschlossen sich die Seemänner spontan, in ein *****-Hotel außerhalb der Stadt zu fahren, weil ihnen langsam die Decke auf den Kopf fiel. Auf dem Weg dorthin überall vermummte, bewaffnete Menschen in den Straßen, die an Blockaden Wache hielten, Lagerfeuer brannten, eine gespenstische Stimmung. Doch im Hotel Regina gab es alles, was die vier brauchten, um sich ein wenig zu entspannen.

Die Deutsche Botschaft verhielt sich auffallend ruhig - ein Zeichen dafür, dass die Gefährdungslage als gering eingeschätzt wurde. Man beobachte und analysiere die Situation "aufmerksam", hieß es in einem per Email versandten Rundschreiben. Das Auswärtige Amt aktualisierte die Reiseinfos und riet, "Reisen nach Bolivien zu verschieben".

Das Militär patroullierte in den Straßen und die Nachbarn schlossen sich solidarisch zu autodefensa-Gruppen zusammen, um den randalierend umherziehenden Anhängern des geflüchteten Ex-Präsidenten so entschieden wie möglich entgegenzutreten. Auch Daniel übernahm eine der Nachtwachen auf dem häuslichen Balkon. An Reisen nach Sucre oder La Paz war unter diesen Umständen natürlich nicht zu denken.

Eine Übergangspräsidentin wurde ernannt, die binnen 90 Tagen Neuwahlen organisieren sollte. Daniel machte sich zur Feier des Tages auf zum Frisör und zelebrierte sein neues Outfit mit Kumpel Benedikt im Biergarten. Währenddessen feierte Leonie den Geburtstag ihrer besten Freundin Renata. Das Leben begann sich also schrittweise zu normalisieren.

Kommst Du mit in den Alltag?

25. November 2019

 

Die Lage in Bolivien gestaltete sich leider immer noch schwierig, wobei tendenziell besser als in den vergangenen Wochen. Daniel reiste nach Sucre, zum ersten Mal seit über einem Monat. Glücklicherweise hatte die Armee am Wochenende die Straße vom Flughafen in die Stadt geräumt, sodass er ohne Probleme dort ankam. Dies war bisher nicht möglich, weil sich die Blockaden aus den Städten aufs Land verlagert hatten. Dort hatte ein neues Restaurant aufgemacht, was bei Daniel ein wenig Heimatgefühl aufkommen ließ.

Viele externe Beobachter hatten in den vergangenen Wochen von einem Putsch in Bolivien gesprochen, was so vor Ort nicht zu beobachten war, weil weder Polizei noch Militär nach der Macht gegriffen hatten. Dass die Macht nun bei der Opposition lag, war eher ein Resultat des chaotischen und verantwortungslosen Handelns der Regierung von Evo Morales, der nach dem nachweislich stattgefundenen Wahlbetrug gezwungen war, die Macht abzugeben. Dies tat er keineswegs geräuschlos, sondern wiegelte sogar noch aus dem politischen Exil die Menschen gegeneinander auf.

Da die Oppositionspolitiker aber mindestens genauso verantwortungslos und äußerst reaktionär bis hin zu rassistisch agierten (die Übergangspräsidentin Jeanine Áñez Chávez und ihr Kabinett mit eingeschlossen), kam das Land erstmal nicht zur Ruhe. Dennoch blieb die Hoffnung, dass die Präsidentin ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen und zeitnah Neuwahlen ansetzen würde, um dem Land ein wenig Stabilität zu bringen. Das Beste wäre eine Koalitionsregierung (was wegen des Präsidentialsystems leider nicht möglich ist), in der beide Seiten zusammenarbeiten müssten und Extremforderungen keine Chance hätten.

Mittlerweile hatte es rund 30 Tote, hunderte Verletzte und unzählige Festnahmen gegeben. Dies änderte leider nichts daran, dass die Anhänger der Ex-Regierung immer noch Rabatz machten. Viele von ihnen kamen bei Protesten in Sacaba ums Leben, ungefähr zehn Kilometer von unserem Wohnort entfernt, was uns alle sehr betroffen machte. Dennoch fühlten wir uns in Sicherheit in Cochabamba, die Kinder gingen wieder zur Schule und Miriam zur Arbeit. Wenigstens dieser langsam zurückkehrende Alltag sollte uns in der politisch instabilen Gesamtlage erhalten bleiben.

Adios Primaria!

2. Dezember 2019

 

Nach sechs langen Schuljahren hatte Leonie es geschafft: Nach dem Ende der 6. Klasse wechselte sie nun in die Oberstufe (Secundaria). Ein historischer Moment, der in der AISB entsprechend gefeiert wurde: Alle Schüler*innen der Primaria standen Spalier, darunter natürlich auch Luka. Leonie war das sichtlich unangenehm, aber sie sah in ihrem neuen, extra zu diesem Anlass gekauften Kleid einfach umwerfend aus, und auch der Rest der Semänner machte eine gute Figur. Luka feierte mit seiner Klasse ebenfalls ausgelassen das Ende des Schuljahres. Nach den Erinnerungsfotos gingen die Seemänner dann erstmal feiern - es gab Sushi für die Mädels und Pizza für die Jungs.

Von Wichteln und Plätzchen

9. Dezember 2019

 

Advent, Advent, ein Wichtel brennt. Aufgrund der aufgeheizten Atmosphäre an jenem Dezembersonntag hätte das sogar durchaus passieren können. Der gesamte Freundeskreis hatte sich in Apote verabredet, wo in einer alten Mühle lecker aufgetischt wurde, dazu gab's bolivianischen Jazz. Das Schrottwichteln geriet fast außer Kontrolle, die Emotionen kochten hoch, weil sich alle an die Regeln gehalten und wirklich den allerletzten Krimskrams mitgebracht hatten. Hassobjekt Nr. 1 war ein Satz gebrauchter Handtücher, die nun wirklich keiner haben wollte. Bevor das allgemeine Kreischen überhand nahm, erbarmte sich der bolivianische Wettergott und schickte gerade noch rechtzeitig eine Regenwand über den Tunari, der die aufgeheizten Gemüter ausreichend abgekühlte.

In wesentlich entspannterem Rahmen fand die Seemannsche Weihnachtsbäckerei statt, zu der Leonie und Luka ihre Kumpels und Kumpelininnen einladen durften. Es duftete gar herrlich verlockend, dazu plätscherte Rolf Zuckowski aus den Boxen (auf Wunsch der Kinder). Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen ...

Gekrönt wurde das alles von Lukas Erfolg mit seiner Fußballmannschaft und dem Gewinn der Vize-Meisterschaft von Cochabamba.

Simons Bolivien-Premiere

16. Dezember 2019

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit schwebte er ein: Daniels Bruder Simon erreichte Cochabamba per Direktflug aus Madrid. Sichtlich übernächtigt der Gast, aber überglücklich die Gastgeber, vor allem Leonie und Luka, die ihrem Onkel einen mordmäßigen Empfang bereiteten. Trotz Jetlag und entsprechend dünne Nervenkostüm hielt er sich die ersten zwölf Stunden nach seiner Ankunft wacker auf den Beinen von Anfang, voll und ganz in Beschlag genommen von Neffe und Nichte.

Nach ein paar Tagen des Akklimatisierung ging es dann auch schon in die Vollen: Am Anfang stand ein Ausflug zu einem verwunschenen Golfplatz, wo eine Bekannte von Miriam und Daniel mit ihrer Frauen-NGO ein Fünf-Gänge-Menu im Clubhaus auftischte. Sowohl in der Küche als auch am Tisch lief eine Gruppe cochabambinischer señoras zur Höchstform auf, die erst kürzlich vor der häuslichen Gewalt ihrer Peiniger geflohen waren und sich hier eine neue Perspektive aufgebaut hatten. Beeindruckend!

Anschließend ging es für Simon, Daniel und Luka ins Stadion von Wilstermann, dem Weltklub aus Cochabamba. Gespielt wurde der classico gegen The Strongest aus La Paz. Natürlich gewann die Heimmannschaft und die Fans rasteten völlig aus. Eine Erfahrung, die Simon wohl so schnell nicht vergessen wird ...

Einmal ins Salz und zurück

23. Dezember 2019

 

Dann kam die Härteprüfung: Aufgestanden um 5 Uhr in der Früh ging es für Simon, Daniel, Leonie und Luka (Miriam blieb in Cocha, weil sie arbeiten musste) in einer achtstündigen Autofahrt nach Uyuni, zum größten Salzsee der Welt. Laut Google Maps jedenfalls. Aber wie so oft machte die bolivianische Wirklichkeit den Reisenden einen Strich durch die Rechnung: Auf halbem Weg in Oruro angekommen ging es plötzlich nicht mehr weiter, weil irgendwelche LKW-Fahrer die Autobahn blockierten. Also mussten die vier einen Umweg fahren, es ging über die Dörfer am Rande des Salzsees entlang, das GPS war schon lange ausgefallen auf fast 4.000 Metern und nur der lässige Wink eines am Rande des Weges chillenden Ordnungshüters ließ die Reisegruppe an ihrem Zielort ankommen und bewahrte sie davor, irgendwann in den Pazifischen Ozean an der chilenischen Küste zu stürzen. Denn dies wäre unweigerlich passiert, wären sie nicht just zu jenem Zeitpunkt links abgebogen ...

Der ganze Trip war ein Geschenk von Daniel zu Simons 40. Geburtstag, der zwar schon eine Weile her war, aber das Präsent hatte sein Haltbarkeitsdatum noch nicht überschritten. Nach rund zwölf Stunden Fahrt dann endlich einchecken im Palacio de Sal, einem Fünf-Sterne-Traum direkt am Rande des Salzsees. Die Zimmer mit Blick auf die weiße Goldwüste, ein Spa-Bereich der Extraklasse, das Menu a la Carte - Urlaub für die Sinne in jederlei Hinsicht.

Die Salzsee-Safari am nächsten Morgen kannten die mitgereisten Seemänner zwar schon, aber das Hissen der Hamburg-Flagge mitten auf dem Ex-Gewässer nahm durchaus historische Ausmaße an. Just wieder in Cocha blieb nicht viel Zeit zum Abschied nehmen: Simon flog schon am nächsten Tag zurück nach Deutschland. Ein kurzer Besuch zwar, aber dafür umso intensiver.

Miriam machte sich noch am selben Tag auf nach Tarija, wo sie ihre Kumpelinin Lena besuchte, die dort das Haus eines Kollegen während dessen Abwesenheit hütete. Beide hatten eine entspannte Zeit am Pool, besuchten die berühmten valles und ihre bodegas und speisten lecker am plaza mit einer GIZ-Kollegin und ihrer Tochter, untermalt von Livemusik.

X-Mas Tropical und ab auf die Insel

30. Dezember 2019

 

Weihnachten stand vor der Tür und dieses Jahr sollte das Fest mit der Familie in Santa Cruz im Haus von Miriams Vater Adolfo gefeiert werden. Eine alte Tradition des bolivianischen Seemann-Ablegers besagt, zu diesem Anlass arme Familien vom Land (wo der Großvater einst ein großes Stück Land kaufte, das an mehrere Dörfer grenzt) in die Stadt einzuladen, um mit ihnen zu speisen und vor einer eigens dafür aufgebauten Krippe zu tanzen.

Geschenke gibt es in Bolivien eigentlich erst am 1. Weihnachtstag, doch hier setzten sich Leonie und Luka kompromisslos durch. Somit fand der deutsche Teil der Präsentesause wie gewohnt an Heiligabend statt. Am Folgetag kam dann die Familie plus Gäste vom Land, es gab Schweinsgedöns vom Grill und anschließend wurde zu von einem DJ in unsagbarer Lautstärke aufgelegter cumbia geschwoft ohne Ende.

Am 2. Weihnachtstag ging es auch schon wieder zurück nach Cochabamba, denn wir hatten Großes vor: Kurz vor dem Jahreswechsel ging es nach Brasilien, genauer gesagt nach Ilhabela, einer Insel im Atlantik vor den Toren São Paulos. Um dorthin zu gelangen, mussten wir allerdings erstmal eine Nacht in dem 20-Millionen-Einwohner-Moloch hinter uns bringen. Glücklicherweise kannte eine Bekannte aus Cocha einen Taxifahrer, der die Seemänner vom Flughafen abholte und durch heruntergekommene Stadtviertel mit Namen wie Cracolândia (aufgrund der dortigen Drogenszene) sicher nach downtown ins Hotel brachte. Die nächtliche Ruhe wurde nur durch einzelne Schreie und Schüsse gestört, die von der Straße zu uns heraufdrangen. 

Nach einer sechsstündigen Busfahrt erreichten wir dann am nächsten Tag die "schöne Insel", deren Pracht dem Betrachter so unglaublich traumhaft anmutet, dass man vor Ort gewesen sein muss, um ihre Einzigartigkeit auch nur annähernd begreifen zu können. Nur mit einer kurzen Fähre vom Festland zu erreichen, ist dieses Eiland ein fast irrealer Ort in einem ansonsten von hoher Kriminalität und grassierender Armut gezeichneten Land. 

Hier wollten wir gemeinsam mit den Einheimischen und anderen Zugereisten ins neue Jahr rutschen, mit den Füßen im warmen Sand und einer Caipirinha in der Hand ...

Kommentare: 7
  • #7

    Doris Pfeiffer (Dienstag, 20 August 2019 23:40)

    Kommentar

  • #6

    Regina und Helmut (Samstag, 09 März 2019 11:39)

    Mit großer Freude haben wir den Bericht über unseren Besuch im Dezember 2018 in Cocha gelesen.Für uns werden es unvergeßliche Tage bleiben, gefüllt mit Harmonie, Zuwendung und viel Lachen. Und das Ganze mit einem prachtvoll geschmückten "Tannenbaum" bei 30 Grad. Vielen Dank für die schöne gemeinsame Zeit. Regina und Helmut

  • #5

    Gaby (Mittwoch, 08 August 2018 11:38)

    Lieber Daniel,
    ich hab mich total über deinen Bericht, gefreut, Danke!! Schön zu wissen, dass es dir und deiner Familie gut geht und ihr anscheinend angekommen seid in euerer neuen Heimat. So viele interessante Erlebnisse werdet ihr nie wieder vergessen.
    Liebe Grüße aus Hamburg

  • #4

    Regina und Helmut (Mittwoch, 18 Juli 2018 18:55)

    Welch ein aufregender und positiver Bericht! So erhalten wir einen guten Eindruck von Eurem bolivianischen Leben. Keine Frage: Wir kommen!!!

  • #3

    Nadine (Mittwoch, 18 Juli 2018 08:23)

    Hey ihr Lieben, DANKE. Das ist ein schöner Bericht und ich geniesse es euch an den unterschiedlichen Orten miteinander und mit all den lieben Menschen zu sehen. Es ist fast wie ein klein bisschen Teilhaben dürfen und ein Gespür zu bekommen wo ihr jetzt seid und wie es euch geht. Ich denke an euch. Nadine

  • #2

    Luise (Dienstag, 17 Juli 2018 21:09)

    Sehr spannend und informativ geschrieben, teilweise war ich während des Lesens mit euch unterwegs. Ihr seit zwar einige Kilometer von uns entfernt, doch im Herzen ganz nah bei uns.

  • #1

    Robert (Dienstag, 17 Juli 2018 18:04)

    Da habt ihr ja in weniger als sechs Monaten so viel erlebt das man staunen kann!!! Was für eine Freude Leonies und Lukas lächeln zu sehen...sie scheinen sich gut eingelebt zu haben.